Tag 181: - 24.06.2011 – Grand Canyon Teil 1: (Indiana Nationalpark, Monument Valley, Indiana Hills, Grand Canyon Damm, Grand Canyon Village)

Veröffentlicht auf von anja

Sunday, 26. june 2011 7 26 /06 /Juni /2011 20:07

Da das Frühstück sehr vielseitig und lecker war und vorallem im Preis inklusive, nützten wir es so richtig aus und stopften uns die Bäuche voll. Gesättigt fuhren wir danach Richtung Norden des Grand Canyon. Unser heutiger Plan war die Route 89 und 160, welche uns in 4 Stunden zum “Monument Valley” – dem weniger bekannten Norden des Grand Canyon führen sollte.

 

Da wir frühzeitig dran waren, entschieden wir uns spontan, die 89 nach einer guten Stunde zu verlassen, um einen kleinen Umweg zum “Sunset Crater und den Indiana Hills” zu machen. Wir hatten zwar noch nie zuvor davon gehört, doch irgendwie hatte sich der Name gut angehört. Die Landschaft die sich uns in jenem Nationalpark präsentierte war einfach unglaublich! Es gibt kaum Worte dies zu beschreiben, wir waren einfach nur noch baff und konnten es kaum fassen, dass es sich dabei um die Realität hielt.

 

Erst fuhren wir durch ein Lavagebiet, sodass die hügelige Landschaft um uns herum aus schwarzen Lavasteinen bestand. Alles schwarz – soweit das Auge reicht! Dazu ein paar abgebrannte, knorrige, bletterlose Bäume, die hoch in den Himmel hinausragten.

 

Nur gerade mal 10 Fahrtminuten später fuhren wir durch trockene Wüstengebiete mit seltsamen Büschen und Kakteen. Als wir ausstiegen war es richtig drückend heiss. Es fühlte sich schon fast so an, als würde man seinen Kopf in den Backofen hineinstecken, so erdrückend war die Hitze.

 

Nach weiteren 10 Minuten Fahrt durch die kurvenreiche, menschenleere Strasse erreichten wir einen Punkt andem wir meilenweite freie Sicht hatten. Das Panoramabild, welches sich uns von diesem Punkt bot war wohl eines der schönsten Bilder in der Natur, die ich je gesehen hatte. Es fällt mir schwer das Bild zu beschreiben und auch auf den Fotos kommt es nur schwer an die Realtität heran. Die Landschaft bestand aus allen möglichen verschiedenen Grüntönen aufgrund der abwechselnden Vegetation. Dazu kamen rote, schwarze, graue, lachsfarbige, orange und weisse Felsen und Hügel – einfach atemberaubend!

 

Wir fuhren die menschenleere kerzengerade Strasse hinunter – direkt durch diese malerische Schönheit der Natur zu einer Ruine, die aus roten Steinen und Felsen bestand. Auch dies ein weiterer Höhepunkt. Als wir den Park nach gut einer Stunde wieder verliessen, bedankten wir uns schweigend für unseren Guten “Zufallssinn”. Denn was nur als kleiner Umweg gedacht war, war fast das schönste Erlebnis des ganzen Tages.

 

Obwohl wir schon so viele wunderschöne Landschaften gesehen hatten, hielt sich unsere Begeisterung auf Hochtouren als wir auf der “89” Richtung Norden fuhren. Auch hier änderte sich alle paar Minuten die Landschaft. Es kam uns so vor, als wären wir im Filmset eines alten Filmes, bei welchem man im Auto an Ort und Stelle bleibt und sich lediglich die Landschaft im Hintergrund ändert. Es war so unreal, denn innerhalb von ca. 3 Stunden fuhren wir durch graue felsartige, gelbe, grüne, lachsfarbige, orange, rote, schwarze Landschaften. Dazu kam die wechselnde Vegetation. Während man in gewissen Abschnitten keine einzige Pflanze sah, sah man Minuten später dichtbewachsene Wälder, sodass man das Gefühl hatte, mitten in Kanada gelandet zu sein. Man fuhr immer von Hügel zu Hügel und jedesmal wenn man die gerade Strecke über einen kleinen Berg fuhr, fühlte man sich wie ein kleines Kind mit einer Überraschungstüte. Denn nach jedem Hügel baute sich vor einem eine total neuartige Landschaft aus.

 

Falls man sich hier niederlassen und ein Häusschen bauen will, kann man sich eigentlich nur entscheiden, ob man in einer gelben, orangen, schwarzen, grauen oder roten Landschaft wohnen will. Es gab sogar ein paar Freaks, die irgendwo hier draussen im absoluten Nichts wohnten, denn ganz selten sah man ein Häusschen oder ein 3-Häuser Dörfchen.

 

Als wir langsam den Norden erreichten hatte ich das Gefühl direkt durch ein Filmset eines Indianerfilmes zu fahren. Die roten turmartigen Felsen des “Monument Valleys” waren schon von Weitem erkennbar. Gegen halb zwei hatten wir unser erstes Tagesziel erreicht. Die Aussicht auf die roten Felstürme war einfach genial, doch es kam noch besser. Ein kurvenartiger Weg führte mitten durch den Nationalpark zu verschiedenen Aussichtspunkten. Eigentlich war der Weg nicht wirklich für normale Autos geeignet, doch wir liessen uns nicht abschrecken und blochten mit erhöhtem Tempo über die holprigen mit Schlaglöchern übersähten Strassen. Es machte so richtig Spass und da uns der Autoheini ja alle möglichen Versicherungen draufgeschlagen hatte, war uns der Zustand des Autos in diesem Moment so ziemlich egal. Alle andern fuhren im Schneckentempo mit ihren teuren Autos mit höchster Konzentration ihr “1 und alles” nicht dreckig zu machen, während wir an ihnen vorbeiblochten und ihr Auto mit einer roten Staubwolke einstäubten. Vorallem die Blicke der Männer waren köstlich, als sie ihnen die Kinnlade herunterfiel, als sie entdeckten, dass es sich dabei um zwei junge Frauen hielt…

 

Das Bild der Landschaft war wunderschön und von jedem einzelnen Aussichtspunkt sah man wieder neue Felsen oder die Felsen von einer anderen Perspektive. Wir machten tolle Fotos, nur leider stand ich Tollpatsch mal wieder barfuss in irgend einen dornigen Busch, sodass ich danach Dornen aus meinem Fuss herausziehen durfte. Heil – sowohl wir wie auch das Auto – verliessen wir den Park voller toller Eindrücke.

 

Nun ging’s Richtung Westen zu dem Grand Canyon Damm, unserem letzten Ausflugsziel des heutigen Tages. Hier spielte uns das Navi einen Streich, den ständig wurde die Route wieder neu berechnet. Zum Glück waren wir mit einer Strassenkarte ausgestattet, sodass wir mit eigenem Verstand das Ziel erreichten – Scheiss Technik! Der Staudamm war eindrücklich, konnte jedoch die vielen anderen Erlebnisse des heutigen Tages nicht mehr toppen. Nach einem Hungerstop bei Subway hatten wir noch fast einen Zusammenstoss mit einem Idioten, welcher uns den Rechtsvortritt klauen wollte. Zum Glück verfügen wir über eine gute Reaktionsfähigkeit, sodass wir rechtzeitig bremsen konnten, um schlimmeres zu verhindern. Obwohl er im Unrecht war, verwarf er wütend die Hände und fluchte aus seinem Fenster. Dies liessen wir uns natürlich nicht gefallen, worauf wir beide total energisch im Auto herumriefen und ihm “Ja faaaahr maaaal” zuriefen. Da wir in Schweizerdeutsch fluchten verstand er natürlich nichts. Er hatte unsere Lippenbewegungen wohl falsch gedeutet und wahrscheinlich irgendwie “Asshole” oder “Fuuuuck you” verstanden, denn er flippte total aus und wurde richtig aggressiv in seinem Auto. Daraufhin brachen wir zwei in einem totalen Lachanfall aus, was ihn wohl noch wütender stimmte. Er war auf 180 und fluchte wie verrückt in seinem Auto herum. Da kriegten wir es schon fast ein bisschen mit der Angst zu tun, denn wer weiss, ob dieser Psychopath noch eine Waffe bei sich trägt. Also entschieden wir uns – trotz unser streitlustigen Stimmung – den klügeren zu spielen und den Schlachthof fluchtartig zu verlassen. Noch Stunden später kugelten wir uns vor Lachen, wenn wir an die Szene zurückdachten.

 

Gesättigt von den vielen schönen Eindrücken fuhren wir zurück Richtung Süden, um eine Bleibe in einem der Dörfer nahe des südlichen Grand Canyon Nationalparkes zu suchen.

 

Glücklicherweise erreichten wir den Nationalpark nach Öffnung der üblichen Zeiten, sodass wir kostenlos Eintritt in den Park erhielten. Unser Timing war auch hier einmal mehr perfekt, denn als wir den einen Aussichtspunkt im Süden erreichte erlebten wir gerade den Sonnenuntergang mit – ein wundervolles Naturspiel!

 

Beim Einparken machte Nicole eine etwas schnelle und scharfe Kurve, so dass ein Mann, welcher auf dem Parkplatz

daneben stand, sich irgendwie bedroht gefühlt hatte. Ausser sich vor Ärger begann der Mann auf das Heck unseres Autos zu schlagen und wie wild herumzufluchen. Es war  lächerlich, denn der Abstand zwischen ihm und dem Auto war deutlich gross genug gewesen. Als wir ausstiegen vergrölten wir uns einmal mehr, worauf vorallem seine Frau noch wütender wurde. Sie begann wie eine Furie herumzufluchen. Es war Argument gegen Argument und da es kein Ende gab, liefen wir mit der Bemerkung "sie solle sich nun beruhigen, wir hätten ihn ja nicht über den Haufen gefahren davon"... :)

 

Müde von der langen Autofahrt erreichten wir um halb 9 abends das Grand Canyon Village, in welchem wir ein schönes Zimmer fanden. Die Preise waren zwar etwas höher als wir es uns vorgestellt hatten, doch die Lage war perfekt. Wir waren mittendrin und somit konnten wir morgends frühzeitig starten, um möglichst viel zu erkunden.

 

Obwohl wir beide todmüde und erschöpft waren, konnten wir nicht sofort einschlafen, da wir irgendwie noch zu viel Adrenalin in uns hatten aufgrund der vielen einmaligen Erlebnissen des Tages. Es waren fast schon zu viele Eindrücke für einen einzelnen Tag!

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post